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Ann Rose von Getreidefeind hat mich gefragt, ob ich bei ihrer Blogparade zum Thema ein Jahr Zöliakie und Corona mitmachen möchte. Da habe ich gerne ja gesagt.
Mein Start in die Pandemie war vermutlich anders als bei anderen Zölis. Denn ich war gerade in Costa Rica und hatte bereits circa 15 Monate meiner Weltreise hinter mir. Gerade als ich meine Reise über die San Blas Islands durch Panama bis nach Kolumbien weiter plante, kam Covid-19 um die Ecke.
Ich hatte bereits einen Tour-Anbieter angeschrieben, der mir bestätigte, dass bei der 4-tägigen Insel-Hopping-Tour glutenfreies Essen kein Problem ist, da es auf den Inseln von den Einheimischen gekocht wird und die gar kein Weizen etc. auf den Inseln haben, sondern lokale Produkte, vorrangig Obst und Gemüse und wenn Mehl, dann Maismehl.
Wie mich Covid-19 zurück nach Deutschland holte
Ich war gerade in La Fortnuna, als ich Deutsche kennenlernte, die von ihrem Reisebüro erfahren hatten, dass wegen Corona alle Inseln auf Panama schließen und bald auch die Grenzen. Einen Tag später lernte ich Schweizer kennen, die schon leere Supermärkte erlebt hatten und vor der Krankheit flüchten wollten und nochmal schnell zwei Wochen Urlaub gebucht hatten. Aber auch sie begannen über ihre Flüge zu reden, ob diese noch stattfinden können. Zu der Zeit hatte ich noch nicht viel von Corona mitbekommen. Über Social Media hatte ich hier und da Bilder, Memes etc. zu Corona mitbekommen. Auch hatte ich meine Familie gefragt, ob es in Deutschland wirklich schon so schlimm mit den Hamsterkäufen ist. Da war es Anfang März 2020.
In den Hostels hörte man auch nur noch „Corona“ und „Covid“, alle Backpacker bekamen Stress mit ihren Flügen, ob es Weiterflüge oder Heimflüge waren. Auch meine Mutter meinte, ich solle heimkommen. Ich wollte noch nicht. Ich wollte noch mehr von Costa Rica sehen und eigentlich auch noch nach Kolumbien. Aber auch ich wurde überzeugt. Andere Backpacker-Freunde, die zu der Zeit noch in anderen Ländern waren, erzählten, dass Strände und Hostels zu machten und sie Angst haben, nicht rechtzeitig weg zu kommen. Auch in Costa Rica fing es an, dass nur noch eine beschränkte Anzahl an Personen in diverse Nationalparks durften.
Reisen ohne Strand, ohne Nationalpark, Stress ob man eine Unterkunft hat, ob die Transportmittel fahren und alle nur noch von Corona sprechen, das macht keinen Spaß. Zudem hatte ich Angst, dass jemand in meiner Familie krank wird, einen schweren Verlauf hat und ich nicht da sein kann, weil ich keinen Flug bekomme. Deswegen entschied ich doch zurück nach Deutschland zu fliegen. Als ich nach Flügen geschaut habe, sah ich Flüge über Kolumbien, USA oder Dominikanische Republik. Kurz später waren einige bereits gecancelt und USA hatte von einigen Backpackern die ESTA-Visa storniert. Auch, wenn ich eigentlich immer selbst alles gebucht habe und eher spontan in einen Bus bin, schaltete ich nun ein Reisebüro in Deutschland ein. So hätte ich bei stornierten Flügen, noch Hilfe und mehr Sicherheiten mein Geld zurück zu bekommen oder Alternativen zu finden. Auch nur durch die Hilfe habe ich den letzten Platz auf dem letzten regulären Direktflug von San Jose, Costa Rica nach Frankfurt am Main in Deutschland bekommen.
Ein Ende für die glutenfreie Weltreise
Das Gefühl war komisch. Einerseits Freude nach Hause zur Familie zu kommen, andererseits war es vorbei. Die Reise, die mein Leben verändert hatte. Das Leben, wo ich spontan entscheiden konnte, was ich am Tag mache, wo täglich Sonne schien, ich selbstbewusster wurde, lernte wie fortschrittlich und einfach andere Länder in Bezug auf Zöliakie sind.
Ich hatte noch ein paar Tage bis es zurück ging und schaute mir noch mehrere Orte an und lernte auch noch tolle Menschen kennen. Ich unternahm noch eine Radtour, ging in Nationalparks und sah Faultiere und ging nochmal im Meer baden.
Schon bei der Abreise damals, hatte ich mir vorgestellt, wenn ich zurück komme, steht meine Familie am Flughafen und empfängt mich herzlich. Naja und dann kam Corona. Ich kam nach 15 Monaten zurück nach Deutschland, das mich mit Regen empfing. Ich musste alleine zur Wohnung meines Bruders per Zug fahren, dort hatte er den Schlüssel versteckt und eingekauft und dann fing die Quarantäne an.
Mein Bruder war bei seiner Freundin und ich hatte die Wohnung für mich. Mein Bruder war mega. Gefühlt hat er das glutenfreie Regal im Supermarkt leer gekauft und als Empfang in seine Küche gelegt. Da es normalerweise eine glutenhaltige Küche ist, habe ich erst einmal alles desinfiziert.
Meine Toasterbags hatte ich leider nicht, da der Flieger das komplette Gepäck in Costa Rica vergessen hatte und da wegen der Pandemie auch nicht täglich neue Flieger gingen, dauerte es fast eine Woche, bis auch mein Backpack in der Wohnung meines Bruders ankam.
Das neue Leben mit der Pandemie
Während der Quarantäne hatte ich meinen 31. Geburtstag, den ich alleine aber per Video Call mit meiner Familie feierte. Ich hatte mir einen Kuchen gebacken und alle zusammen machten eine Cocktail Lesson und tranken dann Mojitos.
Nach Ostern, im April, holte mich meine Mutter ab. Vor Abreise hatte ich alles aufgegeben. Eigentlich wollte ich mich vor der Rückreise bewerben und anhand des neuen Jobs entscheiden, wohin ich ziehe. Durch Corona, hatte ich dies nicht so getan. Demnach zog ich vorerst zuhause ins alte Kinderzimmer ein. Nach so langer Zeit war natürlich Streit vorprogrammiert. Wegen der Pandemie machte ich auch erst eine Weiterbildung, da es eh keine freien Stellen gab und ich mit ca. 2 Jahren Pause noch geringere Chancen hatte.
Für meine Mutter und ihren Freund war es auch eine große Umstellung. Nicht nur, dass ich da war, sondern auch plötzlich ein Zöli im Haushalt. Ständig kritisierte ich, dass etwas kontaminiert wurde. Zudem gibt es auch nicht so viel Auswahl bei Lieferdiensten in meiner Heimat.
Aber alles in allem denke ich, dass die Zeit die Beziehung mit meiner Mutter nochmal gefestigt hat.
Zum wieder Einleben in Marburg gehörte auch das Golfen. Im Club gab es endlich auch gleichaltrige, sodass ich fast die komplette Freizeit auf dem Golfplatz verbrachte. Solange noch kein Lockdown war, saßen wir lange Abende auf der Golfterrasse. So kam es auch dazu, dass ich der Golf-Gastro einen crashkurs zu Zöliakie gab und mittlerweile dort essen kann und mich sicher fühle.
Irgendwann fingen meine Freunde an Sauerteigbrote zu backen. Da ich mit meinen Österreichischen Freunden viel in Kontakt war, versuchte ich erst das Originalrezept von Öfferl als glutenfreie Variante. Dies funktionierte auch schon besser als erwartet, aber zufrieden war ich noch nicht ganz. Beim suchen nach glutenfreien Rezepten, fand ich dann Lenas Sauerteigbrot-Rezept und war hellauf begeistert. Von da an backte ich sehr viel von Lenas Blog, insbesondere das Sauerteigbrot.
Es gab nur zwischendurch mal kleine Pausen, weil ich die Maisterei entdeckt hatte. 100% glutenfrei, aber so lecker, dass man nicht bemerkt, dass es glutenfrei ist. Dass es sogar so gut ist, dass meine Mutter mich öfters gefragt hat, wann ich wieder bestelle und ob ich ihr das Kümmelbrot mitbestellen kann.
Anfang 2021 war ich immer noch daheim im alten Kinderzimmer. Hatte mittlerweile mind. 5 Kg zugenommen, obwohl ich fast täglich Sport machte. Mit dem Ziel mich wieder etwas gesünder zu ernähren und passend zum „Veganuary“ bestellte ich mir Kochbücher von Deliciously Ella. Fast bis März kochte ich ausschließlich die Rezepte von Ella und bemerkte, dass gesunde ausgewogene Ernährung nicht gleichbedeutend mit abnehmen ist.
Ein weiteres Highlight war der Pizzastein, den ich zu Weihnachten bekommen hatte. Obwohl ich versuchte ein bisschen abzunehmen, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, jede Woche am Cheat Day eine glutenfreie, selbstgemachte Pizza zu essen.
So kam es sogar dazu, dass meine Familie öfters neidisch war, weil sie das essen wollten, was ich bekam. Sie meinten, dass sie das nächste Mal auch glutenfrei bestellen.
Fazit
Alles in allem kann ich mich glücklich schätzen, weil ich bisher dem Leid, das mit Corona kommt, entgangen bin. Ich konnte durch diese Zeit meiner Heimatstadt Marburg, meiner Familie und dem Golfen wieder näher kommen. Ich bekam die Chance für eine Weiterbildung und konnte mich auch privat in der glutenfreien Küche immens weiterentwickeln.
Zudem musste ich auch keine Hamsterkäufe machen, da ich immer alles bekam. Nur ein zwei mal hatte ich das Pech, dass die Hefe für meine Pizza leer war oder ich mal zu einer anderen Nudelvariante greifen musste, als ich eigentlich wollte.
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